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Wenn einer eine Reise tut: Finnland - Jukola

Jedes Jahr am dritten Samstag im Juni findet in Finnland die traditionelle Jukola-Staffel statt. Dies ist der grösste Staffelwettkampf der Welt und hat in Skandinavien einen extrem hohen Stellenwert, fast schon höher als die WM. Dieser Anlass (für die Finnen der Wichtigste,  der Zweitwichtigste, so die Meinung der Schweden...) wird mit einer Frauenstaffel und einer Herrenstaffel ausgetragen. Die Frauen, welche vier Strecken zu absolvieren haben, starten am Samstag Nachmittag, die Herren dann um 22.30 Uhr am Abend. Die Männerstaffel verläuft über sieben Strecken durch die ganze Nacht und die Siegermannschaft kommt am Sonntag Morgen vor 7.00 Uhr ins Ziel.

Dieses Jahr wurde sogar ein neuer Teilnehmerrekord realisiert, es waren 1'200 Frauenteams und 1'600 Männerteams am Start. Mit 16'558 Teilnehmern war dies die grösste Jukola überhaupt.

Wahrscheinlich erstmals in der Geschichte wagte es auch ein Team der OLG Chur nach Finnland, um an diesem Staffel-Wettkampf teilzunehmen. Und ich wage zu behaupten, dass es nicht das letzte Mal war...

Doch zuerst, wie es dazu kam: Auf der Suche nach einer geeigneten Destination für den zweiten von drei Mutter-Tochter-Urlaube, stiessen wir bald auf die Ausschreibung der Jukola, welche uns sofort hellhörig werden liess. Meine dreiwöchigen "Lern"ferien im Juni kamen da gerade richtig. Der Gedanke liess uns zwei O-aholics nicht mehr los und so begannen wir mit dem Verbreiten der Idee, um auf Gleichgesinnte zu stossen, welche unsere Frauenmannschaft auffüllen würden. Dies stellte sich als ziemlich einfach heraus - zwischenzeitlich sah es sogar nach mehreren Teams aus - doch schlussendlich sah unsere Mannschaft wie folgt aus:
1. Strecke: Véronique Ruppenthal
2. Strecke: Ursi Ruppenthal
3. Strecke: Carmen Strub
4. Strecke: Yvonne Gantenbein

Und schon bald konnte das Abenteuer beginnen.
Bereits in Zürich am Flughafen trafen wir auf zahlreiche OL-Läufer, welche unsere Absicht, nach Finnland zu reisen, teilten. Und der Stellenwert der Jukola wurde auch wieder deutlich, als in der Zeitung des im Flugzeug vor mir sitzenden Mannes ein mehrseitiger Artikel über diesen Anlass abgedruckt war. Die Vorfreude stieg immer mehr.

Das diesjährige Wettkampfzentrum war nur unweit der Stadt Helsinki gelegen und vom Flughafen mit dem Bus in 20 Minuten zu erreichen. Als etwas grössere Herausforderung stellte sich dann das anschliessende Zurechtfinden auf dem Wettkampfgelände heraus, welches doch etwas grösser war als bei einer SOM in der Schweiz. Nach einer geschlagenen Stunde, fanden wir schliesslich den "T1", unseren ziemlich abgelegenen Zeltplatz. Das viele Gepäck und die brütende Hitze machte es uns auf dem holprigen Weg dorthin nicht gerade leicht (mein Rollkoffer war die falsche Entscheidung). Doch unsere gute Laune konnte durch nichts getrübt werden und wir genossen den schönen Sommerabend.

Den Samstag Morgen gestalteten wir vorwiegend mit dem Besichtigen des Wettkampfareals, welches sich allmählich füllte. Hie und da traf man auf bekannte Gesichter. Die ganze Infrastruktur mitten im Wald war sehr beeindruckend, da war z.B. die "Einkaufsstrasse" mit Intersport-Zelt und verschiedensten OL-Shops ("ein bisschen" grösser als die von James und Ursli), die Openair-Dusche mit Zeltsauna, das grosse Medienzelt (mit gross, meine ich riesengross), die endlos lange Ranglistenwand, der Kinderhort mit drei Hüpfburgen, hunderte von Toitois, der Kameramann auf dem Kran, viele nach Lachs und Sardellen riechende Essensstände, riesige Leinwände, sieben (!) Zeltplätze und natürlich die unebschreiblich grosse Start- und Zielarena.

Anschliessend gings an die Vorbereitung für unseren Einsatz und ich machte mich für den Start bereit. In die Massenstartzone begab ich mich ziemlich früh, denn zum Löschen des EMITs musste man mindestens fünf Minuten anstehen und auch die Schlange vor den Toitois war nicht gerade kurz. Nach einem kurzen Einlaufen, stellte ich mich an meinem Platz auf. Die Anspannung vor dem Start war von allen Seiten zu spüren. Und dann erfolgte der Pistolenschuss (zum Glück war ich nicht in der vordersten Reihe, denn er sei ziemlich laut gewesen...) Dieser Massenstart war ein unglaubliches Erlebnis. 1'200 Frauen aus allen Altersklassen bei 30°C, zuvorderst die Eliteläuferinnen, welche im Höchsttempo davonrasten, zuhinterst viele Unerfahrene, wie Coiffeusen oder Taxifahrerinnen, welche zum Teil ihren ersten OL überhaupt bestritten, und irgendwo dazwischen ich. Das Tempo war auch bei mir ziemlich hoch und ich bemerkte, dass die meisten ihre Karte erst beim Startpunkt auseinander falteten. Und der Weg zu diesem Startpunkt war nicht etwa 50 Meter, sondern fast zwei Kilometer. Es war also von Beginn weg ein grosser Kampf um die besten Positionen, welcher mir im ersten Teil super gelang (zwischenzeitlich an 161. Stelle). Besonders überrascht war ich, als ich beim ersten Posten eine der einzigen in meinem Tram war, die diesen brauchte... Ich versuchte, trotz vielen Leuten und hohem Tempo, auf meine Aufgabe konzentriert zu bleiben, was mir ziemlich gut gelungen ist. Beim vierten Posten landete ich dann jedoch beim falschen Gabelungsposten und irrte einige Zeit (nicht alleine!) orientierungslos herum.  Ich wurde langsam nervös, als ich sah, wie mich die anderen überholten und so Rang um Rang verloren ging. Doch schliesslich habe auch ich meinen Posten gefunden und konnte zu einer Aufholjagd starteten. Von nun an lief es mir wieder gut und es war cool, durch Sümpfe, Bäche, Wiesen und über Felsplatten zu laufen und v.a. dabei einfach so an Riesentrams vorbei zu rennen :-) Ich übergab schliesslich an 251. Stelle an Mami. Sie und auch Carmen und Yvonne leisteten super Arbeit, sodass wir schliesslich, nach einem erfolgreichen Zielsprint von Yve, den 174. Rang von über 1'200 Teams belegten.

 

Einige Stunden später waren wir wieder erholt, frisch geduscht und mit Lachs und grilliertem Gemüse gestärkt. Anschliessend probierte man die Zeltsauna aus oder ruhte sich ein wenig aus, bevor dann der Start der Männer erfolgte, welcher noch grösser war, als derjenige der Frauen. Der Staffellauf ging durch die ganze Nacht, an eine ruhige Arena in der alles schläft, war also nicht zu denken. Die Betriebsamkeit war beeindruckend und ausser der Dunkelheit deutete nichts daraufhin, dass es eigentlich Nacht war. Irgendwann gingen wir schlafen. Den Zieleinlauf der Siegermannschaft um 6.30 Uhr haben wir leider noch nicht mitbekommen, dafür die beiden Massenstarts der nicht abgelösten Läufern. Und das waren so manche. Zuerst einer für alle siebten Strecken und danach einer für die Restlichen, was nochmals praktisch zwei volle Massenstarts gab.
Anschliessend gings ans Zusammenpacken und sich so gut es geht vor dem aufkommenden Regen zu schützen. Während Carmen und Yve weiter an den 5-Tage-OL nach Tallinn reisten, blieben Mami und ich noch ein paar Tage in Helsinki.

Die Jukola war in jeder Hinsicht ein genialer Event. Die Organisation war meiner Ansicht einer Fussball-EM ebenbürtig, TV-Übertragung inklusive.

 Der Trip in den Norden hat sich definitiv gelohnt und ich kann ihn nur weiterempfehlen!

Véronique Ruppenthal

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