Skip to main content

Wenn einer eine Reise tut: CHILE

Wie von Silvio bereits angekündigt, bereichern wir unsere Webseite mit einer neuen Serie mit Reiseberichten oder Reisegeschichten. Denn "wen einer eine Reise tut, dann hat er was zu erzählen"!
Hat Dich vor langer Zeit eine Reise geprägt? Hast Du eine kleine oder grosse Reise gemacht? Welches war Deine kürzeste oder längste Reise überhaupt? Erzähle uns von Deinen spirituellen Reisen oder von Deiner alltäglichen Reise mit dem Bus oder Zug zur Arbeit oder zur Schule.. Bringt doch Eure Reisegeschichten illustriert mit Fotos oder lustigen/ traurigen Anekdoten zu uns!


Um einen Anfang zu wagen, versuche ich ein paar Eindrücke von unserer vierwöchigen Reise in ein geografisch höchst ungewöhnliches Land  zu beschreiben. Als schmaler Streifen zwischen Anden und Pazifik eingeklemmt vereint Chile auf rund 4300 Kilometer Länge und durchschnittlich 180 Kilometern Breite drei Klimazonen in sich: Die Kalte Zone in der Antarktis, die gemässigte Zone (ähnlich der Schweiz) im Süden des Landes sowie subtropisches Wüsten-, Steppen- und Mittelmeerklima im Norden.
Weil das Land vor allem in der Hauptstadt dicht besiedelt ist (rund die Hälfte der 16 Mio Einwohner wohnen im Grossraum Santiago) findet man noch viel unberührte Natur. Die Kombination aus den durch das Klima geprägten Regionen mit ihrer Wildnis und aus vulkanischer Aktivität machen den besonderen Reiz einer Reise aus.
Ein ganz besonderes Erlebnis für uns Europäer ist sicher die trockenste Wüste der Welt: Die Atacamawüste. An gewissen Stellen ist noch nie eine messbare Regenmenge erfasst worden. So verwundert es kaum, dass über hunderte von Kilometern kein Grashalm wächst. Trotzdem würde ich die Steppengebiete (Puna) und die Salzseen (Salar) dieser Wüste zu den schönsten Orten der Erde erküren: Karge Landschaften, welche mit einer bescheidenen Fauna und Flora aufwarten. Vicunas (wilde Lamaart) knabbern an kargen Grasbüscheln, Flamingos und Vögel bevölkern die Salzseen und die wenigen Flussläufe. Trotzdem besticht die Steppe (und auch die Steinwüsten) mit eine schier unglaubliche Farbenpracht. Die unzähligen Vulkane im Norden erscheinen wegen ihrer zahmen Kegelform fast lieblich und lassen vergessen, dass sie mit 6900 Meter über Meer zu den weltweit höchsten zählen. Daneben beeindrucken auch andere tektonischen Aktivitäten wie heisse Quellen, Geysire oder die extrem mineralischen Salzpfannen/ Salzseen. Dieser Reichtum an Mineralien und Erzen sind auch mit ein Grund für die vielen Minen, allen voran die Kupferminen. Daneben existieren über 170 mehr oder weniger gut erhaltene Geisterstädte des Salpeterbooms, welcher Chile ursprünglich reich gemacht hatte.

Dass der beschriebene Norden auf Grund mangelnder Vegetation und hoher Tagestemperaturen nicht gerade ein OL-Hotspot ist, versteht sich von selbst. Aber auch Zentralchile oder der kleine Süden werden wohl -trotz idealen Trainingstemperaturen im November bis Februar- kaum je eine OL-Hochburg werden! Dafür gibt es unter andern zwei gewichtige Gründe: Zum einen besitzt der Staat kaum Land. Die meisten Ländereien und somit auch die meisten Wälder sind im Privatbesitz und werden für Holzwirtschaft intensiv genutzt. Kilometerweise Monokulturen von in Reih und Glied stehenden Tannen oder gar Eukalyptuswälder sind die Folge davon. Die wenigen, aber grossen Waldgebiete des Staates sind glücklicherweise in vielen Nationalparks zusammengefasst worden.
Zum andern glänzen die südlichen Regionen mit ihren kühlen Regenwälder in den unteren Lagen (bis ca. 1400 m. ü. M.) meist mit undurchdringbarem Bambuswildwuchs, welcher einen OL nicht wirklich zum Genuss machen würden! Das erklärt wohl auch, das Chile bis dato auf dem internationalen OL-Parkett nicht gerade mit Topleistungen aufwarten konnte. Ob es wohl auch daran liegt, dass Kartografie noch in den Kinderschuhen steckt und auch "Wanderkarten" in den Nationalparks eher an Krokis erinnern? Aber richtig Mitleid mit den paar existierenden chilenischen OL-Läufern bekommt man beim Anblick der Brombeerplage, welche der kleine Süden erfasst hat. Die einheimischen Pflanzen haben gegen den eingeschleppten Neophyten keine Chance und so wuchert die aggressive Brombeere entlang Strassen, Wiesen und Waldrändern ungestört. Daneben ist Chile gerade aber bekannt für seine Endemiten d. h. für Tiere und Pflanzen, welche nur in einer kleinen, klar abgegrenzten Region vorkommen z.B. der kleine Andenhirsch. Da chilenische Tirwelt ist allerdings nicht sehr artenreich, da die hohen Anden eine für viele Tiere unüberwindbare Barriere darstellen. Die Pflanzenwelt hingegen kann mit einigen Endemiten aufwarten. So staunten wir über die regenschirmähnlichen Araukarien (Andensüdtanne) mit ihren ungewöhnlichen Nadelblättern. Die Zypressenart Alerce Andino wurde in der Besiedelung Südchiles von den Europäern nahezu ausgerottet. Heute ist somit jedes Exemplar des bis zu 50 Meter hohen Baumes (bis zu 3000 Jahre alt) geschützt.

Neben den Naturlandschaften, welche der Staat und auch Privatpersonen unter Schutz gestellt haben, gilt Chile aber auch als Land, welches seine natürlichen Ressourcen gnadenlos ausbeutet. Rohstoffabbau wie Kupfer im Norden, intensive Waldbewirtschaftung in Zentralchile sowie die Lachzucht/ Fischzucht-Problematik im kleinen Süden. Auch die riesigen Trinkwasserreserven (Gletscher) und Staudamm-Projekte werden sicher noch umweltpolitische Fragen aufwerfen. Im Gegensatz dazu stehen die vielen Devisen, welche dadurch ins Land fliessen und Chile zum „reichsten Land“ Südamerikas machen. Doch zu welchem Preis?
Und so schweiften unser Gedanken auf der Reise oft auch in die Schweiz: Wie lange gibt es bei uns noch unberührte Landschaften? Wohin führt das wenig kontrollierte Zupflastern der Bodenfläche (1 Quadratmeter pro Sekunde)? Kann ich als D60 noch im God da Staz oder im Bremgartenwald OL laufen oder mussten auch diese Landschaften für Zweitwohnungsbauten oder Parkflächen von Discounter weichen?

Und so wird die Reise in ein noch so fernes Land auch zu einer Reise in die eigene Heimat...

Gabriela Diethelm & Rico Nussbaumer

 

Fotos: Rico Nussbaumer
1: Penitentes (dt: Büsserschnee)/ 2: Salar de Talar (Salzsee) / 3: Araukarie (Andensüdtanne) / 4: Vulkan Osorno und Llanquihue-See

Neuste Berichte

Am Freitag starten die OL-Weltmeisterschaften in Edinburgh. Mit dabei ist auch OLG-Chur-Mitglied Florian Attinger. An der zweiten Sprint-WM in der...
  Zum Auftakt der Junioren-Weltmeisterschaften in Tschechien ist Elia Gartmann gemeinsam mit Rachel Marxer, Loïc Berger und Seline Sannwald z...
Am Wochenende vom 12./13. Oktober findet in Tirol der Arge Alp 2024 statt. Das ist ein zweitägiger Länderkampf, bei dem man in einer Staffel und ei...
Am Wochenende vom 31. August/1. September reisen wir mit dem Nachwuchs der OLG Chur an zwei regionale OLs im Misox: Am Samstag ist es der vierte La...