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Gedanken vor, während und nach der LOM

5:13 Uhr Abfahrt des Zuges in Chur. Das ist ja unmenschlich früh. Wer ÖV sagt, muss auch aufstehen können. Gut nur, dass ich noch nicht wach sein muss. Da ich keinen potenziellen Plauderpartner erblicke, verplempere ich die Zeit mit dem lesen der gestrigen Zeitung und den Weisungen und mit dösen.

Etwas nervös macht mich der Zeitplan. Der von den Organisatoren empfohlene Transportbus ins Laufgelände um halb neun schaffe ich nicht. Aber auf den neun Uhr Bus sollte es mir reichen.

 


Vorsorglich bin ich schon fast umgezogen und das Tape montiere ich noch im Zug. Draussen ist es immernoch dunkel. Das stört nicht weiter, da man so die Nebelsuppe nicht anschauen muss! In Zürich kommt langsam Bewegung in den Anschlusszug nach Biel.  OL-Läufer steigen zuhauf mit ihren Gstell-Rucksäckli zu.  Glücklicherweise kommt eine OL-Familie mit zwei Kleinkindern zu mir ins Abteil. Wir erwartet sind diese bestens vorbereitet und haben Abfahrtsort und -zeit des Ortsbusses in Biel VORGÄNGIG ausfindig gemacht. Selbstverständlich sauge ich die erlauschten Informationen wie ein Schwamm auf und trämle in Biel der spurtenden Familie hinterher. Der mit OL-Läufern bis unter das Dach vollgestopfte Bus fährt prompt und ich bin rechtzeitig im Wettkampfzentrum. Startnummer, zwei-drei-Hallos und WC-Halt und bereits sitze ich wieder im Bus.

Der für den WRE vorgeschriebenen Musterlauf absolviere ich nicht, dafür laufe ich mich gut ein. Mittlerweile scheint auch die Sonne und es ist angenehm warm.

Dem Lauf sehe ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits freue ich mich auf den goldenen Fallschirm Ursi Ruppenthal drei Minuten hinter mir, welcher mir zugelost wurde. Kann ich wohl der Turboloki anhängen? Andererseits genoss ich letztes Wochenende am ARGE ALP zwei so fantastisch belaufbare Wälder, dass es heute nur schlechter werden kann... Ich tröste mich damit, dass 1700 angemeldete OL-Läufer sich nicht irren können und schon erklingt das Startsignal.

Zum Posten 1 geht es schon mal gäch den Hang des Chasserals hoch. Seit der SOW weiss ich nun, dass mir dies liegt und ich keuche, das Gamssteak von gestern abend verdauend, den Hang hoch. Währenddessen versuche ich aus der Kartierung von Wald und Halboffenem schlau zu werden. Gar nicht so einfach, da gibt es nur zwei Sachen: Kompass und Secklen. Ein Blick zurück verrät mir, dass Ursi auch gestartet ist, aber mir noch nicht im Nacken sitzt. Zum zweiten Posten laufe ich links um den Hügel um dann schön in der Falllinie auf den Posten zu fallen. Ich komme perfekt rein, sehe das Wasserloch- aber es steht kein Posten drin! Grosse Verwunderung meinerseits und ein hoffnungsvoller Blick zurück, ob die Mitkonkurrentin bereits im Anmarsch ist? Aber nein, ich muss das Problem wieder einmal selbst lösen! Leider korrigiere ich falsch und verliere so rund zwei Minuten. Die Umstellung von der 1:7'500-Karte auf eine 1:15'000-Karte ist für mich Amateur halt nicht ganz so unproblematisch. Posten 3 und 4 meistere ich souverän und dann begrüsse ich das einzige Routenwahlproblem zum fünften Posten. Ich investiere ein paar Höhenmeter um dann wiederum in der Falllinie zum Posten laufen zu können. Da ich hinter mir Ursi erblicken, fühle ich mich in der Routenwahl bestärkt. Im Nachhinein stellte sich in der Diskussion mit der Drittplatzierten Niggli-Luder Schwester heraus, dass die Variante "Strich" mit "Durchs-Grün-Krauten" schneller gewesen wäre.

Beim Trinkposten nehme ich einen Schluck des grusigen Blöterliwassers und dann heisst es "Secklen Madame". Mittlerweile ist Ursi auf mich aufgerückt und zum nächsten Posten profitieren wir bereits vorneinander. Die nachfolgenden zwei Posten profitiere nur noch ich! Perfekt lotst sie mich über die Weiden und kurbelt meinen Ergeiz an. Kurz nach dem achten Posten verliere ich sie aus den Augen und laufe deshalb vorsichtig zur 108. Ich erwarte eine Mulde in halboffenem Gebiet. Aber irgendetwas habe ich da wohl falsch verstanden. Vom Halboffenen sind nur noch die Baumstrünke sichtbar, so dass ich trotz perfekter Anlaufrichtung ein paar Zögersekunden verliere. Die nächsten beiden Hangposten finde ich auf Anhieb. Das läuft ja wie geschmiert, denke ich und werde wie üblich leicht übermütig. Nur noch drei mickerige Schlussposten, das schaffe ich mit links. Obwohl ich mir der Schwierigkeit des nächsten Postens ( Grün, Wiese, alles sieht gleich aus) bewusst bin, schalte ich noch einen Gang höher. Und schon ist es passiert. Einen simplen Parallelfehler und ich bin 15 Höhenmeter zu tief. Wieder zwei Minuten vergurkt! Der Rest um die Ferienhäuser ist dann noch Routine. Beim Zielsprint drehe ich nochmals sensationell auf...und verliere trotzdem 10 Sekunden auf Ursi. Trotzdem bin ich mit mir zufrieden.

Im Ziel hat es bereits wieder Nebel und ich versuche so schnell wie möglich zurück nach Biel zu kommen. Eine 20-Minuten-Busfahrt später stehe ich bereits unter der heissen Dusche und sehe mich beim vermeintlichen Fachsimplen mit der Konkurrenz wieder.
In der Mensa genehmigen wir uns einen Teller Maccheroni, wobei sich Ruth heftig gegen den Ausdruck "Altersheim-Pasta" wehrt. Das Triezen der Clubmitglieder und die Diskussionen über die Venedig-Abstimmungen nehmen den Grossteil des gemütlichen Beisammenseins ein.

Da ich nicht auf dem Podest sein darf, räume ich schon bald das Feld. Nicht aber, ohne mir vorher bei "orienteering" noch ein OL-Magazine zu besorgen. Auf der Zugfahrt vergnüge ich mich mit dem Lesen der gehaltvolleren Artikel, mit dem Lösen des Kreuzworträtsels und dem Suchen der "10 Unterschiede". Warum finde ich eigentlich den 10. Unterschied nie?

Bevor ich die Grenze zum Glarnerland überquere, lacht mir endlich wieder die Sonne ins Gesicht. Kurz vor Chur sind meine Gedanken bereits beim Bericht für das Internet. Was soll ich bloss wieder schreiben? Angeregt durch das OL-Magazin entscheide ich mich für einen persönlich gefärbten Artikel ohne die Aufzählung aller guten bis superguten Leistungen und ohne die üblichen kritischen Blicke auf die Bahn, Karte und Organisation. Klar, die Podestplätze von Florian Attinger, Hans Welti, Véronique und Ursi Ruppenthal und der Sieg von Ruth Wolf vergesse ich schon nicht zu erwähnen. Auch den 12. Rang von Philipp Sauter bei der Herren Elite gehört in den Bericht. Aber alle anderen Leistungen könnt ihr selbst nachlesen.

Rangliste

Zum Abschluss schweifen meine Gedanken nochmals zum Lauf und zu unseren Clubmitgliedern ab. Ob ich wohl mit dem oben stehendem Geschreibsel auch mal jemand anderes zum Schreiben motivieren konnte? Wer erzählt uns von seinem Lauf am Glarner-OL-Tag oder am Schlusslauf in Alvaneu?

Gabriela Diethelm

 

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