Anfang 2011 wurde Urs Sutter ins OK SOW Flims berufen. Du bist für die Leitung des Krisenstabes verantwortlich. Es muss sich scheinbar herumgesprochen haben, dass du das Wetter machen kannst. Doch alles mal der Reihe nach.

Urs - wie kommst du eigentlich zu diesem Chefposten?
Bereits im Frühling 2010 wurde ich angefragt, ob ich für die meteorlogische Beratung des Krisenstabes der SOW zur Verfügung stehe. Gerne habe ich sofort zugesagt. Unklar war damals, wer Chef des Krisenstabes ist. Ich war als Chef Stellvertreter vorgesehen.

Nachdem der Leiter des Krisenstabes der SOW im Muothatal sich schliesslich für die diesjährige Durchführung nicht mehr zur Verfügung stellte, musste eine neue Person gesucht werden. Nach Gesprächen mit verschiedenen OK-Mitgliedern, vor allem auch mit dem Präsidenten Stefan Aschwanden und den OLG Vertretern im OK, habe ich mich im Januar entschieden, diese interessante Aufgabe anzunehmen.

Seit Jahren bist du mit Ruth für das Resort Ziel verantwortlich – ein ‚Dreamteam’ so gesehen. Nun steht ihr beide im Rampenlicht – wenn es um die Sicherheit der SOW Veranstaltung geht. Das ist sicher eine neue Herausforderung?
Ja, durchaus. Das Ressort Ziel eines Regionalen OLs oder auch einer LOM ist eine andere Dimension, als für die Sicherheit eines Mehrtagelaufes mit knapp 3500 Teilnehmern mitverantwortlich zu sein. Es ist hat auch etwas Spannendes und Lehrreiches, einmal hinter die Kulissen der Organisation eines 6-Tage OLs zu sehen.

Wie sind denn genau deine Aufgaben umschrieben?
Sie können in drei Phasen eingeteilt werden. Als erstes ging es nach der Übernahme des Amtes sofort darum, ein Krisenkonzept zu erstellen. Es geht bei diesem darum, für einige mögliche Ereignisse, die die Durchführung SOW massiv beeinflussen, festzulegen, wie im Eintretensfall vorzugehen ist. Die zweite Phase steht unmittelbar bevor – die eigentliche SOW. Es gilt dort die Sicherheitslage ständig zu erfassen und bei Ereignissen mit meinem Stab – das sind die Leiter der Schlüsselressorts des OKs – die richtigen Massnahmen zu treffen. In einer letzten Phase geht es darum, das allenfalls Geschehene aufzuarbeiten und für nächste SOWs Lehren zu ziehen.

Was kann der Chef Sicherheit im Vorfeld einer Mehrtageveranstaltung alles vorkehren und was geht dann ‚kurzfristig’?
Ich habe bisher versucht, an das Undenkbare zu denken – was alles kann passieren, dass die Durchführung der Wettkämpfe oder die Teilnehmer gefährdet sind? Und was kann man dagegen dann tun? Es gibt nun einige schematische Abläufe, die dem Krisenstab im Ereignisfall als Anhaltspunkt dienen, raschmöglichst Massnahmen einzuleiten, die die Sicherheit der Teilnehmer garantieren und die Wettkämpfe in Anbetracht des Ereignisses wenn immer möglich weitergehen lassen. Ein Beispiel: was kehren wir vor, wenn in den höheren Laufgeländen viel Schnee fällt oder ein Sturm den Betrieb der Gondelbahnen einschränkt? Dazu wurde ein Konzept entworfen, dass allenfalls eine andere Etappe oder eine Reserveetappe durchgeführt wird.

Ich rechne natürlich auch damit, dass etwas passiert, an das wir nicht im Voraus gedacht haben. Dafür habe ich dann den Krisenstab entsprechend zu führen und zu organisieren, damit auch auf so ein Ereignis reagiert werden kann.

Bist du im Militär nicht auch in einem ähnlichen Aufgabenbereich tätig?
Ja, ich denke, davon kann ich profitieren. Ich bin in der Luftwaffe für die Einsatzführung im militärischen Wetterdienst zuständig – in sogenannten besonderen und ausserordentlichen Lagen. Das heisst, wenn ein grösserer Einsatz der Luftwaffe zusätzliche Leistungen des Wetterdienstes erfordert. Ein Beispiel dafür ist das jährliche WEF. Das haben wir mittlerweilen gut im Griff, zumindest was die Erfassung und Prognose des Wetters angeht – letzteres selbst verhält sich aber gelegentlich ja buchstäblich chaotisch – und dann sind ich und mein Milizstab gefordert, in kurzer Zeit Entscheide zu treffen – so, wie es auch während der SOW möglich sei könnte.

Wirst du auch Gelegenheit haben, einzelne Wettkämpfe/Etappen der SOW zu laufen?
Ich habe mich bei H45K angemeldet, doch Priorität hat mein Resort. Ohne grössere Ereignisse hoffe ich schon, den einen oder anderen Lauf in der sommerlichen „Weissen Arena“ geniessen zu können.

Welche Arbeiten stehen nun für dich noch an? An welchen Details gilt es noch zu feilen?
Wichtig ist für mich derzeit der Blick auf die Wetterkarten: die Computer berechnen die ersten Wetterentwicklungen für die SOW Zeit. Es ist vorsichtiger Optimismus möglich – die wechselhaften Tage jetzt sind mir eigentlich egal, wenn dafür dann das erwünschte stabile Sommerhoch in unserer Woche kommt. Und statistisch steigt die Wahrscheinlichkeit dafür. Weiter geht es noch darum, die entworfenen Abläufe zu verfeinern, Zuständigkeiten und Schnittstellen nochmals zu klären. Dazu werde ich ab 26.7. bereits in Laax vor Ort sein.

Welche interessante Gegebenheit, Anekdote oder welches Gerücht von der SOW kannst Du uns exklusiv verraten?
If Sutter makes the weather – it’s not only good – it’s better! – wahrscheinlich nur ein Gerücht.

Was wünscht du dir für die Swiss-O-Week?
Sichere, faire, fordernde, spannende Anlässe und genüssliche Events darum herum – für die ganze internationale OL-Teilnehmerschar, alle Begleitpersonen und die Region Flims-Laax-Falera. Und nicht zuletzt auch, dass die OLG Chur ihre Fähigkeiten beweisen kann, als OL-Wettkämpfer, wie auch als Mit-Organisatoren von Anlässen.

Und was sollte auf keinen Fall passieren an der Swiss-O-Week?
Ich hoffe natürlich sehr, dass wir alles vorgekehrt haben, dass keine schweren Unfälle oder Pannen passieren. Ein Restrisiko bleibt bei Outdoor-Anlässen von dieser Dimension aber immer.

Welches ist für dich der schönste OL-Wald bzw. das schönste Gelände der SOW Flims?
Ich finde klar, dass man nur schöne Gelände ausgewählt hat – mit unterschiedlicher Ausprägung der Schönheit. Für mich persönlich waren die Gebiete um den Caumasee schon immer ein spezieller Genuss, schliesslich habe ich da 1973 bei H10 meinen ersten Wettkampf absolviert – 2 ½ h für 3 LKm – damals noch kein Genuss, aber eine Basis dafür, das OL für mich heute einer ist!

Wir sind gespannt auf die Wettkämpfe in Flims und Umgebung wünschen dir viel Erfolg.
Besten Dank für das Interview.

Silvio Sauter