Wie konnte ich nur die OL-Saison 2010 für beendet erklären? Ein unverzeihlicher Fehler, wenn man bedenkt, dass letzten Sonntag Abend an der Swiss Sports Award mit Simone Niggli und Tom Bührer gleich zwei OL-Vertreter nominiert waren.

Diese Sportlerwahl trägt übrigens korrekterweise den Namen einer Schweizer Grossbank, welche ihrerseits früher Hauptsponsor des SOLV beziehungsweise des OL-Nat-Kaders war.  Kurz vor den ersten grossen Erfolgen mit Sime und Co. zog diese sich allerdings von ihren Sponsorenverpflichtungen zurück...dumm gelaufen!

Dem sensationellen Zuschauermarktanteil von SF1 nach zu urteilen, war ich nicht die Einzige, welche sich zumindest auszugsweise für die Wahl zur Sportlerin und zum Sportler des Jahres 2010 interessierte. Dies tue ich übrigens ausschliesslich dann, wenn Orientierungsläufer zur Wahl stehen, was in den letzten Jahren erfreulicherweise des öftern vorgekommen ist. Nichtsdestotrotz hat diese Art „Sportsendung“ den Vorteil, dass sie bezüglich des Unterhaltungswertes einem Formel-1-Rennen weit überlegen ist. Denn was ist amüsanter als Spitzensportlerinnen mit Oberkörper wie Kugelstösserinnen in ärmellosen Abendkleidern, welche ungelenk in 9-cm-High-heels herumstöckeln? Zumal deren Bekleidung –falls nicht gerade von Miss Abendkleid-Couture Lisbeth Eglis geschneidert– auch für das eine oder andere Schmunzeln verantwortlich sein kann. Nein, eigentlich wollte ich mich nicht erneut über Mode auslassen, denn zwei andere Tatsachen sorgten letzten Sonntag für einen heissen Kopf vor der Flimmerkiste.

Abgesehen von den journalistisch nicht gerade hochstehenden Fragen zuhanden der Nominierten und das an die Miss-Schweiz-Wahlen erinnernde Sendeformat, ärgerte mich vor allem die Zuschauerwahl mittels SMS-Voting. Denn rein vom sportlichen Aspekt her, können einzelne Platzierungen wohl nicht ernst gemeint sein?
Nur so kann ich mir den Sieg der appetitlich aussehenden, aber letztes Jahr wenig erfolgreichen Ariella Käslin vor Simone Niggli bei den Damen erklären! Schwerwiegender wiegt da nur noch der „Fast-Sieg“ des „Schweizermeisters im Schwingen“ Kilian Wenger (ihr werdet ja wohl das eidgenössische Schwingfest nicht als internationalen Erfolg werten, oder?). Dabei wurde mir auch bewusst, dass die Medienarbeit am OL-Meisterschaftsweekend in Salouf neben dem Eidgenössischen –mit einem Budget von 20 Millionen- wirklich ein Kampf von David gegen Goliath glich. Sogar Federer, Cancellara und Cologna wurden so Sonntagabends von einem Hosenlupfer auf den Rücken geworfen.
Zum Glück hatten die SMSler noch rechzeitig die Kurve gekriegt und haben den erfolgreichsten Olympioniken aller Zeiten Simon Ammann aufs oberste Treppchen fliegen lassen. Puuhhh, was habe ich dabei gezittert!

Befremdend finde ich ausserdem der inflatiöse Anstieg der Anzahl der Kategorien in den vergangenen Jahren: 'Trainer',  'Newcomer’ und 'Ehrenpreis'. Da frage ich mich einzig, welche Kategorie aus zuschauertechnischen Gründen als nächstes kreiert wird? Wie wäre es mit einem Preis für den grössten Pechvogel (Cologna), für den besten Sportler mit Schuhnummer 39 oder den besten Vertreter einer Randsportart? So hätte auch unser Churer Rückwärtsbergläufer die Chance einen ordentlichen Preis zu bekommen...

Und für meine Wenigkeit würde ich mir die Kategorie „Kolumneschreibende Glarner Funktionärin mit beschränkten sportlichen Ambitionen“ wünschen! Dann würde ich mit nämlich garantiert gewinnen!
Und Tschüss!

Gabriela