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'Köpfe' der OLG Chur: Adrian Puntschart

In diesem Monatsinterview nehmen wir Adrian Puntschart unter die Lupe. Adrian fällt auf den Ranglisten immer wieder durch seine Laufstärke im OL und im Langlauf auf. Es liegt die Vermutung nahe, dass er in seinen Forschungen im Bereich Muskelaufbau ein Geheimrezept gefunden hat...
(Foto: Adrian mit Muskelmodell Oberschenkel)

Wie bist du eigentlich zum OL gekommen?


Als ich 8 Jahre alt war, haben mir meine Eltern einen Kompass geschenkt.
Mit der Schulkarte des Kantons Graubünden im Massstab 1:300'000 bin ich dann in den Bonaduzer Wäldern herumgerannt. Mein Betreuer während meiner Diplomarbeit und Doktorarbeit war ein früherer Spitzen-OL-Läufer. Er hat wohl die Hemmschwelle, einmal an einem OL teilzunehmen, gesenkt. 1993 war es dann soweit, in Ems bin ich Offen lang gelaufen.

Welches sind bis heute deine schönsten OL-Erfolge?
Erfolge? Am meisten freue ich mich über mehr oder weniger fehlerfreie und schnelle Läufe, egal ob das internationale oder nationale Meisterschaften sind. Auch ein gelungenes schnelles Training werte ich als Erfolg.

OL ist für dich ja eher ein Sommertraining zu deiner eigentlichen Leidenschaft: dem Langlauf. Regelmässig läufst du am Engadiner Skimarathon unter die besten 200 (Jahr 2010: Rang 209. / 2009: 110.) Wie machst du das?
Als ich 8 Jahre alt war, kam ich in den Genuss eines Sponsorings vom EMD (Eidgenössisches Militärdepartement). Sie stellten Armeelanglaufausrüstungen zur Verfügung: Holzski mit Holzbelag, inkl. Brandspuren, Backenbindung und Militärlanglaufschuhe. In meiner Erinnerung sind es Militärschuhe, es müssen aber wohl Kinderschuhe gewesen sein. Sehr früh bin ich also auf LL-Skis gestanden, sicher 3-4 x pro Winter. Da habe ich die Basis gelegt.

Im Internet kann man mit deinem Namen diverse Publikationen mit wohlklingenden Titeln wie „Exercise-induced expression of angiogenesis-related transcription and growth factors in human skeletal muscle“ finden. Auch in andern wissenschaftlichen Arbeiten zu „Trainingskonzepte im Ausdauerbereich“ fällt dein Name. Hast du für deine Leistungssteigerung ein Geheimrezept oder sogar einen genetischen Trick gefunden?
Klar. Aber ich sage nichts.  - Im Ernst, ich habe in der Grundlagenforschung gearbeitet. Da war Training anfangs nur am Rande von Bedeutung. Aber wir haben natürlich trotzdem viel über Leistungsphysiologie und Training gelesen.

Du warst einige Zeit in der Forschung tätig. Was hast du dort genau untersucht und weshalb hat es dich trotzdem nach Chur zurück und sogar in den Lehrerberuf verschlagen?
Nun, der Titel, den du oben gefunden hast, scheint nicht allgemein verständlich zu sein. Der Artikel ist halt in englisch geschrieben. Übersetzt heisst er etwa: Belastungsinduzierte Expression von Transkriptions- und Wachstumsfaktoren der Angiogenese in menschlichem Skelettmuskel. - OK? Wir haben untersucht, wie sich die Muskulatur an unterschiedliche Beanspruchungen, z.B. Sport, anpasst. Das tun Muskeln ja, sie passen sich, Gott sei Dank, an. Sonst wäre das ganze Training für die Katz.
Die Forschung in unserem Labor drehte sich um die Anpassung der Skelettmuskulatur an unterschiedliche Beanspruchungen. In meiner Doktorarbeit verglich ich ausdauertrainierte Sportler mit Untrainierten. Die Trainierten waren fast alles OL-Läufer, deren Leistung wir in Magglingen gemessen haben und denen wir eine Muskelbiopsie, ein Stück Muskel aus dem Oberschenkel, entnommen haben. Später haben wir zum Beispiel Höhentrainingsstudien oder Studien über den Einfluss von fettreicher Ernährung auf die Leistung gemacht. Das war extrem spannend. Aber auch zeitaufwendig. Man muss 120% geben, oder man verliert mit der Zeit den Anschluss an andere Forscher. Da ich Familie hatte, Linda und später Jan, um die ich mich kümmern wollte, war es Zeit, den Beruf zu wechseln. Und der Lehrerberuf macht auch Spass, auch hier lerne ich viel.

Deine sportlichen Ziele für die nächste Zeit?

Mein Ziel ist es, immer das Bestmögliche herauszuholen.

Sicher hast du auch noch andere Hobbys oder Leidenschaften; würdest du uns diese preisgeben?
Da ich Biolehrer bin, habe ich keine Zeit für Hobbys ;-). Neben dem Sport fotografiere ich gerne, lese naturwissenschaftliche Artikel (in den Ferien auch mal einen Roman) und geniesse es ab und zu, die Zeit vor der Glotze zu verplempern (am liebsten bei Langlauf, Tour de France oder einer Natursendung).

Was ist dein Lieblingsgericht?

Ich habe kein Lieblingsgericht. Häufig und gerne esse ich 'Kaffee complet'.

Welchen persönlichen Beitrag möchtest du gerne in der OLG Chur leisten?

Upps. …..   Ich suche neue Mitglieder und motiviere den Nachwuchs. Jetzt tritt sogar meine Frau in die OLG ein!

Was hast du für Wünsche und Visionen für die Zukunft?
Eigentlich bin ich zufrieden mit dem Ist-Zustand. Es dürfte noch etwas ruhiger werden, damit ich mehr Zeit für meine Hobbys habe.

Besten Dank für das Interview.
Gabriela Diethelm

 

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