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'Köpfe' der OLG Chur: Daniel Tscholl

In diesem Monatsinterview stellen wir Euch Daniel Tscholl vor. Erst kürzlich der OLG Chur beigetreten, ist er schon jetzt ein heisser Anwärter auf den Sieg an der 40 Jahre-OL-Trophy: Man findet ihn nicht nur an den tollen Jubiläumsverantstaltungen, er lässt auch kaum ein Training oder einen Wettkampf aus...

Wer bist du und was machst du?

Ich bin Daniel Tscholl und bin Felsberg aufgewachsen, jetzt wohne ich seit einem Jahr in Domat/Ems. Ich arbeite als Konstrukteur in der Firma Freymatic AG in Felsberg,

wo Ziegeleimaschinen für Ziegeleien in der ganzen Welt produziert werden. Zudem betreue ich dort zwei Lernende.
Im Privatleben treibe ich viele verschiedene Berg- und Natursportarten, zum Beispiel Mountainbiken, Bergwandern, Schneeschuhwandern, Joggen, sowie OL. Ich liebe die Berge und die Natur.

Seit wann betreibst du regelmässig Sport?

Ich treibe regelmässig durchschnittlich 3 bis 4 mal pro Woche Sport - schon lange bevor ich mit meiner Lehre angefangen habe (vor ca. 13 Jahren). Früher habe ich solche Sportarten gehasst. Damals fuhr ich am liebsten mit dem Velo flach und bin ein wenig geschwommen. Andere Sportarten mochte ich nicht. Als ich meine Lehre als Maschinenzeichner angefing, habe ich gemerkt, dass ich etwas körperliche Bewegung brauche, denn ich arbeite im Büro und sitze vor dem PC. Als Ausgleich zur Kopfarbeit habe ich angefangen mit dem Bike bergauf zu fahren. Dann wurde ich immer motivierter und probierte andere Sportarten aus, welche ich in den Bergen und in der freien Natur ausführen konnte.

Wie bist du zum OL resp. zur OLG Chur gekommen?

Als ich in der Sekundarschule war, haben wir in der Turnstunde manchmal OL gemacht. Es hat mir gut gefallen, Karten zu lesen und Posten zu suchen. Aber laufen (joggen) habe ich damals gehasst. Da ich nicht so eine gute Kondition hatte, hatte ich Mühe mit dem Laufen. So war ich damals! Das Lesen von geographische Karten mochte ich schon immer. Wenn ich irgendwo mit dem Bike oder mit dem Auto fahre oder beim Bergwandern schaue ich gerne zuvor in die Karte, um etwas Neues entdecken zu können.
Das Kartenlesen beim OL interessiert mich sehr. Vor allem die Routenplanung. Wie bei meiner Arbeit als Konstrukteur mag ich auch das Lösen von Problemen. Diese „Lösungssuche“ ist beim OL doch gefragt.

Da ich schon lange biken tue, habe ich mir zuerst gedacht, ich könnte mit Bike-OL anfangen. Damals hat „Fuss“-OL mich nicht interessiert, denn wie bereits erwähnt, gehörte „joggen“ nicht zu meiner Lieblingsdisziplin. Zudem sah ich, dass es nur wenige Bike-OL-Wettkämpfe gibt und diese oft auch mit andern Terminen kollidieren. Danach habe ich einen gehörlosen Kollegen kennengelernt, welcher schon lange Fuss-OL macht. Er empfahl mir es mit Fuss-OL zu probieren, denn dies würde mir sicher entsprechen.
Letztes Jahr habe ich in der Churer Altstadt zum ersten Mal an einem OL mitgemacht. Mein Kollege empfahl mir, es damit zu versuchen, denn ich kenne die Altstadt von Chur gut. Er hat mir erklärt, wie alles abläuft und ich habe mutig mit Jogging als Training angefangen. Dann bekam ich plötzlich grosse Freude und Motivation (ich bin fast süchtig nach OL geworden ;-) ) und habe im 2009 an rund 20 Fuss-OL-Wettkämpfen irgendwo in der Schweiz mitgemacht. Mit meinen vier gehörlosen Kollegen zusammen habe ich dazu auch noch zwei Bike-OLs absolviert.
Als ich zum ersten Mal OL in Chur machte, kannte ich die OLG Chur kaum - ich kannte nur Muriel Schuler, welche auch in der Freymatic arbeitet.

Wie bist du zur OLG Chur gekommen?

Muriel Schuler wusste, dass OL mich interessiert und gab mir das Clubheft „Chalchofa“. Dann sah ich auf der Homepage der OLG-Chur verschiedene Ausschreibungen. Also machte ich zweimal an „OL für alle“ im Fürstenwald und einmal in Bonaduzerwald mit.
Nachdem ich ein paar wenige Leute des Clubs kennengelernt habe, wollte ich der OLG Chur beitreten. Wegen der vielen anderen Trainings bin ich nicht sofort dazu gekommen. Im letzten Herbst war ich am OL auf Brambrüesch und dort hat Mäse (Marcel Ruppenthal) mich gefragt, ob ich Interesse hätte, bei der OLG Chur zu trainieren und richtig Kartenlesen zu lernen. Leider war ich noch mit Kickboxen und Selbstverteidigung beschäftigt. Ende Januar 2010 entschied ich mich draussen in die Natur Sport zu treiben, als nur in der Halle trainieren, wie beim Kickboxen und Selbstverteidigung. Deshalb habe ich mal bei euren Trainings (Lauf- und Hallentraining) geschnuppert. Da hat es mir besser gefallen und ich habe deshalb mit den anderen Trainings aufgehört. Das Training gefällt mir gut und auch die Clubmitglieder sind nett. An der Generalversammlung habe ich so richtig viele Leute kennengelernt und diese haben wahrscheinlich auch mich mit meiner Hörbehinderung das erste Mal wahrgenommen.

Du bist hörbehindert. Was bedeutet das für Dich? Und was sollen wir als Clubkollegen beachten?

Ich bin schon von klein aus hörbehindert. Bei meiner Geburt, konnte ich ganz normal hören. Nach 4½ Monate wurde ich krank und hatte eine Hirnhautentzündung, wobei mein Gehör (Schnecke) an beiden Ohren kaputt ging. Deshalb trage ich an beiden Ohren je ein Hörgerät, damit ich noch etwas weniges hören kann. Aber 100% hören und verstehen, wie normal hörende Leute, kann ich nicht. Wenn ich mit den Personen rede, verstehe ich am besten Schriftdeutsch. Dialekt verstehe ich fast nicht. Bitte sprecht mit mir deutlich und mit Blick-Kontakt, damit ich von den Lippen ablesen kann.
Logischerweise kann man mir im Wald auch nicht die Postennummer zurufen...

Was das für mich bedeutet? Ich bin damit aufgewachsen und ich habe mich daran gewöhnt. Für mich wäre es schlimmer, wenn ich nichts sehen könnte. So kann ich trotzdem vieles tun: zum Beispiel Auto fahren, Sport treiben usw.
Das grösste Problem ist, dass ich nicht immer alles mitbekomme und man mich manchmal vergisst zu informieren. Da ich nicht selbst mithören kann, muss ich halt nachfragen, es irgendwo selber nachlesen oder auch jemanden beauftragen, mich zu informieren.

Mittlerweile wurde die Technik für Gehörlose auch immer besser. Das Internet, E-Mail, Sms, Untertitel am Fernsehen und in den Kinos (aber nicht alle), sowie DVD mit Untertiteln, Gebärdensprache-Dolmetschereinsätze im Fernsehen, usw. haben unser Leben vereinfacht. Dies bedeutet, dass Gehörlose mehr mit den Augen schauen statt zuzuhören. Wir brauchen mehr „schriftliches und visuelles“ zum Lesen und zur Wahrnehmung statt nur „akkustisches“. Man sagt: „Ein Gehörloser ist ein Augenmensch“.
Mit andern Gehörlosen kommuniziere ich in Gebärdensprache. Das ist für uns einfacher und es gibt weniger Missverständnisse.

Deine sportlichen Ziele für die nächste Zeit?

Verschiedene Berg- und Natur-Sportarten beispielsweise Mountain-Biken, OL, Bergwandern, Schneeschuhwandern, neue Landschaften kennenlernen und die Natur geniessen.
Ich möchte auch an in andern Ländern an OL-Wettkämpfen mitmachen. Zudem interessiere ich mich für die EM und die WM für Gehörlose oder für „deaflympics“ die Olympiade der Gehörlosen.

Deine Hobbys?

Berg- und Natursportarten, ins Kino gehen (Filme mit Untertitel schauen), Reisen, Rätsel mit logischen Kombinationen wie zum Beispiel Sudoku, Kakuro, usw. (so ähnlich wie Problem- und Lösungssuche).

Was ist Dein Lieblingsgericht?

Ich esse praktisch alles gerne - ich bin ein ausgesprochener Genussmensch! Besonders mag ich italienisches Essen und verschiedene „Kebab“.

Welchen persönlichen Beitrag möchtest du gerne in der OLG Chur leisten?

Im Moment bin ich eher „OL-Anfänger“. Ich bin noch in der Kennenlernphase dieses Sportes und bin froh um den Austausch mit meinen vier gehörlosen Kollegen.
Mein Ziel ist es, weitere Fortschritte beim OL zu machen. Im Moment muss ich oft zu lange Posten suchen und verliere deshalb viel Zeit. Ich würde gerne lernen, wie man Posten schneller und einfacher finden kann (OL-Technik). Deshalb gehe ich auch mit ins OL-Lager im Frühling.

Was erwartest du von den OLG-Mitgliedern?

Gute Kameradschaften, als gutes Team zusammenhalten und Geduld beim Kommunizieren mit mir.

Danke für das interessante Interview!
Gabriela Diethelm

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