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‚Köpfe’ der OLG Chur: Christina Wehrli

In diesem Monatsinterview nehmen wir Christina Wehrli als 'Miss sCOOL’ etwas genauer unter die Lupe. Christina ist seit 2000 in der OLG Chur für sCOOL verantwortlich. Auch im 2010 stehen wieder verschiedene sCOOL-Veranstaltungen an. Doch – vorerst alles schön der Reihe nach.

Wie bist du eigentlich zum OL gekommen?
Mein erster Orientierungslauf war ein OL für Alle im Fürstenwald zusammen mit unsern beiden Buben. Die ganze Familie hatte Freude am Laufen und Postensuchen im Wald.

Die Kinder konnten noch nicht Karte lesen. So waren wir als Dreierteam unterwegs.
Einen Bändeli-OL gab es damals noch nicht. Martin war dann nach einem Frühlingsplausch mit Begeisterung alleine unterwegs, und Stefan zog schon bald nach.

 

Die SOW in Brunnen war unser erster Mehrtage-OL. Wir fühlten uns in der OLG Chur wohl aufgenommen und waren dankbar für gute Tipps und nützliche Instruktionen. Seither erlebte ich unzählige Tage und Wochen mit diesem interessanten Sport. Am meisten liebte ich kartentechnisch schwierige Läufe. Ein schnelleres Lauftempo hätte mehr Training gebraucht, um auch in einem Mittellandwald einen guten Platz zu erreichen. Viel wichtiger als Resultate waren mir aber die Erlebnisse, die Freude und die vielen freundschaftlichen Begegnungen an den OL-Anlässen und während der OL-Ferien.

Meine Begeisterung für den OL gebe ich auch gerne an die Kinder weiter. Deshalb führte ich schon unzählige Lektionen und Kurse durch. Es begann mit dem ersten Globi-OL am Nationalen OL in der Lenzerheide und anschliessend an den OL für Alle. Es folgten Ferienpasskurse, Schülerkurse, Mitwirkung und Organisation des OLs in der Sarganserländer Sportwoche, Leitung von sCOOL-Tour de Suisse Etappen etc. Wenn unser Club Wettkämpfe organisiert, übernehme ich meist das Ressort Kinder-OL. Mein letztes grösseres Projekt war die Mitwirkung bei den OL-Lektionen der J+S-Kids.

Seit 2003 bist du für die verschiedenen sCOOL -Projekte in Graubünden und im St. Galler Oberland sowie im Fürstentum Liechtenstein verantwortlich. Wieviele Veranstaltungen und Kartenprojekte sind in dieser Zeit entstanden?
Die genaue Anzahl der Veranstaltungen weiss ich nicht. Schon zwei Jahre vor der OL WM übernahm ich die Aufgaben als Regionalkoordinatorin GR/GL und half mit, dieses gesamtschweizerische Projekt in unserem Kanton zu lancieren. Bis zu meinem Rücktritt 2008 entstanden über 50 sCOOL-Karten, die meisten davon vor 2003. Dass auch Karten aus dem St.Galler Oberland auf unserer Homepage zu finden sind, hat den einzigen Grund, dass in jener Region kein OL-Verein existiert. Genau so kam es auch zur Zusammenarbeit mit dem Fürstentum Liechtenstein. In meinen Aufgabenbereich gehörten auch die diversen Lehrerweiterbildungskurse und die OL-Lektionen im Turnberaterkurs 2002. Auch der sCOOL-Weltrekord im 2003 und die sCOOL-Cups lagen in meiner Verantwortung.

Als Miss sCOOL der OLG Chur projektiere ich jährlich zusammen mit der Tourleitung mindestens zwei sCOOL-Tour de Suisse Etappen. Wenn von Seiten der Schulen aber mehr Interesse besteht, so plane und realisiere ich die überzähligen Etappen selbst.

In dieser Zeit konntest du sicher sehr viel Schönes erfahren. Was sind die täglichen Freuden einer Miss sCOOL?

Am meisten freuen mich die lachenden Gesichter der Kinder und die Dankbarkeit der Lehrpersonen. Genau so positiv ist für mich auch, dass ich immer wieder auf zuverlässige Helferinnen und Helfer zählen darf.

Gibt es auch Probleme bei der Umsetzung der verschiedenen Projekte?
Probleme sind dank einer guten Organisation bisher keine entstanden. Bei der Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen muss ich aber immer daran denken, dass sie unsere OL-Sprache und die Abläufe nicht kennen und deshalb genaue Instruktionen brauchen. Da die Anlässe jeweils unter der Woche stattfinden, ist die Suche nach HelferInnen etwas schwieriger.

Ein kleines Problem während einer sCOOL-Tour de Suisse Etappe in der Lenzerheide gibt vielleicht Anlass zum Schmunzeln: Die Karten samt den Postenstandorten waren kontrolliert und gedruckt, und die Etappe am Vormittag ging reibungslos über die Bühne. Am Nachmittag machten sich die Kinder mit Begeisterung auf Postensuche. Niemand bemerkte den Abwart, der mit Karrette, Spaten und Schaufel über das Schulareal ging. Einige Zeit später kam er mit einem ausgegrabenen Busch wieder zurück. Von jenem Zeitpunkt an stand unser Posten ganz verlassen irgendwo mitten in der Wiese.

sCOOL ist ja ein langfristiges Schulprojekt von Swiss Orienteering. sCOOL will neue Generationen für den Orientierungslauf begeistern und ein positives Lebensgefühl zum Ausdruck bringen. Der Erfolg eines solchen Projektes ist ja sehr schwierig zu messen. Welche Vorgaben sind eigentlich vom Swiss Orienteering gegeben?

Die Vorgaben sind vor allem organisatorischer und koordinatorischer Art. In diesem Zusammenhang ist natürlich das Sponsoring ein wichtiger Teil. Die Umsetzung richtet sich aber nach den Möglichkeiten der Vereine und deren Mitglieder.

Für mich ist das Erfolgsbarometer von sCOOL die „Zufriedenheit unserer Kunden“. Zu Beginn des Projektes spürte ich oft eine Skepsis der Lehrpersonen. Ihre eigenen OL-Erlebnisse waren zum Teil negativ. Gleichzeitig hatten sie Bedenken, um noch mehr in den Stundenplan zu packen. Viele Klassen liessen sich jedoch begeistern, denn Kartenkunde (im Stoffplan der 4. Klasse) und Sport lassen sich beim OL ideal verbinden. Heute tönt es meist so: „Könnt ihr wieder kommen? OL ist so lässig!“. Meine eigene Freude an diesem Sport scheint sehr ansteckend zu sein.

Wir alle wissen wie schwierig es ist, neue Generationen für den OL zu begeistern. Wie ist deine Erfahrung in dieser Hinsicht und wie gross sind die Erfolgschancen aus dem positives Lebensgefühl heraus einen künftigen WeltmeisterIn zu generieren?

Ziel von sCOOL sind begeisterte Schüler und Lehrpersonen, welche die Angebote der OLG Chur nutzen. Wenn ein Weltmeister/ eine Weltmeisterin daraus hervorgeht, so haben ihn noch viele andere auf dem Weg begleitet. sCOOL konnte aber vielleicht den positiven Anfang machen.

Du bist ja ‚nur’ im Nebenberuf als Familienfrau und im OL-Geschäft tätig. Was machst du eigentlich beruflich?
Ich arbeite seit mehr als zweieinhalb Jahren zu 80% als Lehrperson in der Bildung im Strafvollzug in Realta. Daneben erteile ich noch drei Blockflötenlektionen an der Singschule Chur.

Kannst du uns einen Einblick in deine Tätigkeiten geben?

Im Hauptberuf unterrichte ich an vier Halbtagen je sechs Strafgefangene im Alter zwischen 18 und ca. 55 Jahren. Wir beginnen den Unterricht mit einem kurzen Blick auf Tages- und Wochenaktualitäten, dann folgt eine Lektion Allgemeinbildung. Die drei individuellen Unterrichtseinheiten plane ich mit den Teilnehmenden nach ihrem Bildungsbedarf, ihrer Auffassungsgabe und ihrer Aufenthaltsdauer. Beispiel: Ein Insasse ist Analphabet und lernt lesen, einer braucht Deutsch als Fremdsprache um den Alltag im Gefängnis zu meistern, ein anderer repetiert den Schulstoff in Mathematik oder Sprache, einige lernen den Umgang mit dem PC. Wenn ein Insasse in der Anstalt eine Lehre macht, so bereiten wir den Stoff der Berufsschule vor. Wieder andere schreiben ihren Lebenslauf und verfassen Bewerbungsbriefe vor ihrem Austritt. Neben dem Unterricht und der Vorbebereitung gibt es für mich einige Koordinationsaufgaben innerhalb der Anstalt und des Projektes.

Wie im OL versuche ich meine Begeisterung für das Lernen an die Insassen weiterzugeben. Einige bringen schlechte Schulerfahrungen mit, haben kaum Interesse an etwas Neuem und finden Lernen mühsam. Wenn es uns gemeinsam gelingt, Bildung als spannend zu erleben, haben wir schon etwas Wichtiges erreicht. Dann bin ich als Lehrperson herausgefordert, all die Fragen und Einwände zu beantworten, die Diskussionen zu lenken und gleichzeitig alle Bedürfnisse der Teilnehmenden möglichst gut abzudecken. So komme ich mir am Schluss eines Unterrichts-Halbtages oft vor wie nach einem spannenden, langen OL - müde aber glücklich.

Der Erfolg dieser Bildung lässt sich im gleichen Sinn wie bei sCOOL messen. Wenn wir miteinander lachen, die Insassen sich über ihre Fortschritte freuen und ihre Erfolgserlebnisse mit den andern teilen können, dann haben die Gefangenen einen grossen Schritt für ihre Integration in die Gesellschaft nach dem Strafvollzug gemacht.

Sicher hast du auch noch andere Hobbys oder Leidenschaften; würdest du uns diese preisgeben?

Seit zwei Jahren begleite ich in einem Blockflötenensemble verschiedene Taizé-Gottesdienste. Das sind für mich jedes Mal sehr besinnliche Momente zum Auftanken.

Weil ich wegen meiner Arthrose im Knie nicht mehr laufen darf, habe ich im Januar mit Aquajogging begonnen - ein gutes Alternativtraining. Auch Velo fahren ist erlaubt, so dass ich mich jetzt umso mehr auf die warme Jahreszeit freue.

Und ich geniesse die Zeit mit unsern beiden Enkelkindern. Da lerne ich wieder, die Welt mit Kinderaugen zu entdecken. Janick mag kaum mehr warten, bis sich der Globi im Wald versteckt und er ihn suchen kann.

Was ist Dein Lieblingsgericht?
Ich habe kein besonderes Lieblingsmenü. Gerne esse ich aber frisches Gemüse, Salat und Beeren aus unserem Garten.

Was erwartest du von den OLG-Mitgliedern bezüglich dem sCOOL-Projekt?
Die sCOOL-Anlässe sind nur mit der Unterstützung des ganzen Clubs und seiner einzelnen Mitglieder durchführbar. So ermöglichen wir den Kindern ein erstes, positives Erlebnis. Wenn wir aber Kinder von sCOOL in den Club bringen wollen, so müssen wir sie immer wieder abholen und an unsere Anlässe mitnehmen. Dazu wäre meiner Meinung nach ein Konzept der OLG Chur nötig.

Hoch ist auch der Bedarf an KartenaufnehmerInnen und -zeichnerInnen innerhalb des Clubs. Schularealkarten eignen sich als Einstieg sehr gut. Drei Projekte liegen auf meinem Schreibtisch und warten auf die Umsetzung. Ein bescheidenes Honorar ist festgelegt.

Was hast Du für Wünsche und Visionen für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass ich weiterhin die Kollegialität an den OL-Anlässen erleben darf, auch wenn ich nicht mehr als aktive Läuferin teilnehmen kann.

Christina wir danken dir für dein grosses Engagement in sCOOL Projekt und wünschen dir weiterhin viel Freude und Spass bei der täglichen Arbeit!

Silvio Sauter

 

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