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'Köpfe der OLG Chur': Urs Sutter

In diesem Monatsinterview nehmen wir Urs Sutter etwas genauer unter die Lupe. Urs ist seit Februar 2008 Aktuar im Vorstand der OLG. Unter seiner Leitung stehen das Chalchofaredaktionsteam, die Presse und die Homepage. Urs war früher oftmals als sogenannter ‚Wetterfrosch’ Frühmorgens in den Schweizerstuben zu hören. OLG-intern wird er nach wie vor für das Wetter verantwortlich gemacht; ja er ist geradezu ein gefragter Mann!

Seit wie vielen Jahren bist du eigentlich schon bei Meteo Schweiz tätig?


Ich habe am 1. Juni 1996 am Zürichberg begonnen, also sind es bald 14 Jahre. Die ersten fünf Monate waren interne Ausbildung, um nach der vielen Theorie aus dem Studium auch das „handwerkliche“ am Meteorologenjob zu lernen. Meine ersten selbständigen Prognosen folgten im November 1996, unter strenger Kontrolle meines Mentors und Mitbündners bei MeteoSchweiz, Gaudenz Truog.

Was waren eigentlich deine Beweggründe Geographie zu studieren? Wie bist du dann zur Meteorologie gekommen?
Mein Kinder- und Jugendtraumberuf war Militär- und Swissairpilot. Doch auf dem Weg dorthin wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass das aus verschiedenen Gründen nicht allen gelingen kann. An der Kanti dann hatte ich einen Geographielehrer, der mich für sein Fach begeistern konnte, speziell auch für die Wetterkunde und die Klimafragen. Nachdem ich dann auf dem Weg zum Piloten zwar die ersten Flugstunden absolvieren durfte, kam dann bei einer umfassenden medizinischen Untersuchung vor der RS das Aus. Damit war für mich rasch klar, dass ich einen Beruf in der Meteorologie oder Klimatologie anstreben möchte. Und dieser Weg führte Ende der 1980-er Jahre über ein Geographiestudium, da es in der Schweiz – im Gegensatz etwa zu den Nachbarländern, kein eigentliches Meteorologiestudium gibt. An der ETH in Zürich bot sich die Gelegenheit sich nach dem geographischen Grundstudium auf Spezialfächer im Bereich der Wetterkunde zu vertiefen, was die Voraussetzungen für eine spätere Tätigkeit als Meteorologe geschaffen hat.

Warum sagen eigentlich die Mitarbeiter der MeteoSchweiz nicht mehr die täglichen Wetterberichte in Radio und Fernsehen an?
Das ist auf den Kanälen der SRG in der Deutschschweiz seit 2004 so. Damals hat sich die SRG entschieden, das eigene Wetterbüro um Thomas Bucheli auszubauen und neben der Fernsehsendung Meteo auch die DRS Radiokanäle zu bedienen. Uns blieben damit einige wenige Lokalradiostationen. Diese Interviews sind aber auch sehr herausfordend. Etwa das Walliser Radio Rottu, das nicht einfach einen Wetterablauf für das Wallis als Ganzes hören möchte, sondern praktisch für jedes Seitental eine Lokalprognose!

Welche Auswertungen und Prognosen sind für dich etwas ganz besonderes?
Da hänge ich zuerst gleich an der letzten Frage an: das Wetter in Graubünden! Was Radio Rottu recht ist sollte eigentlich für Radio Grischa auch Pflicht sein. Manchmal denke ich, wenn ich mal wieder im Internet oder bei einem Aufenthalt in Thusis auf dem Lokalsender das Wettergespräch gehört habe, dass etwas mehr Details zum Lokalwetter in GR schon möglich wären.
Besonders sind natürlich immer auch Unwettersituationen. Meine Schichtdienste beim Orkan „Lothar“, im Lawinenwinter 1999, bei den Hochwassern 1999, 2002, 2005 und 2007 und bei diversen Sommergewittern gehören zum fachlich Spannendsten was ich erlebt habe. Die Gedanken sind in oder nach solchen Einsätzen auch immer bei den in irgend einer Art Geschädigten dieser Extremereignisse in der Natur. Berührend war für mich speziell auch der Juli 2003, als ich am Wetterradar zusehen musste, wie einer der WM Wälder von einem Gewitter für die Wettkämpfe unbrauchbar gemacht wurde.

Als nationaler tätiger Wetterdienst sind aufgrund der Klimaveränderungen sicher ganz neue Arbeitsfelder entstanden. Welche Aufgaben sind heute im Bereich der Meteorologie und Klimatologie ganz besonders wichtig? Wo liegen heute eure Arbeitsfelder?
Ich bleibe da gleich bei den Unwetterereignissen. Hier hat sich seit „Lothar“ schon viel bewegt. Die weitere Verbesserung der rechtzeitigen Warnung der Behörden und der Bevölkerung gehört zu unseren zentralen Aufgaben. Aber auch verbesserte, sogenannte saisonale Prognosen, also für Wochen- und Monate im Voraus, gehören dazu. Das heisst nicht, das dir als Laufleiter in absehbarer Zeit im Januar schon präzise gesagt werden kann, ob die SPM und LOM im August im Oberhalbstein ohne Wölkchen am Himmel stattfinden kann. Aber verlässlichere Aussagen dazu, ob ein ganzer Sommer zu heiss und zu trocken werden könnte, werden in absehbarer Zeit möglich. Damit könnten rechtzeitig entsprechende Massnahmen zur Vorsorge eingeleitet werden.

Wie bist du eigentlich zum OL gekommen?
Anfangs der 1970-er Jahre hat mein Vater Gianni, nach einigen Jahren Pause, wieder mit dem OL Sport begonnen. Zuerst begleiteten wir ihn nur an die Wettkämpfe. Nach und nach wurden mein Bruder Christoph und ich aber interessiert, selbst mal einen Wettkampf zu machen. Wir wurden von Gianni trainiert und dann 1973 war’s soweit: unser erster Wettkampf, etwa 3 Lkm in der Kat. Knaben 1 – im Flimserwald! Als wir mit etwas Glück und noch wenig Können nach 2 ½ Stunden im Ziel ankamen, war für mich und Christoph eines klar: nie mehr OL. Doch es kam anders ...

Annina, Barbara und du wohnen ja seit längerer Zeit in Grüningen im Zürcher Oberland; da gäbe es ja sicher noch andere OLGs, welche gerne auf deine Mitarbeit zählen würden. Welches sind noch heute die Verbindungen zum OL in Graubünden und welches sind bis heute deine schönsten OL-Erlebnisse?

Ja, ich habe schon daran gedacht, auch im Zürcher Oberland noch bei einer OLG mitzumachen. Aber dann immer wieder verworfen. Und dann gar im Gegenteil entschieden, „nur“ Chur treu zu bleiben und mein Engagement noch auszubauen. Dazu geführt haben verschiedene Gründe. Herausheben möchte ich zwei:1. Mein Beruf mit unregelmässiger Arbeitszeit, Schichtdienst und 1 bis 2 Arbeitswochenenden pro Monat schränkt die OL Aktivitäten etwas ein. 2. meine Liebe zu Graubünden und zu unserem schönen Sport kombiniert sich so schön in der OLG. Wenn auch die aktive Teilnahme am Clubleben wegen der Distanz etwas eingeschränkt ist, geniesse ich doch jeden Anlass, ob mit Wettkampf verbunden oder zur Organisation von Läufen irgendwo in GR. Da sind seit den 70-er Jahre auch fast unzählbar viele schönste OL Erlebnisse zusammengekommen. Eigentlich geniesse ich – wenn auch meist im letzten Drittel der Rangliste meiner Kategorie zu finden – jeden Wettkampf. Besonders genossen habe ich jeweils die ARGE ALP Anlässe und die Mehrtageläufe. Von letzteren hebe ich die Senioren-WMs 2004 in Asiago, 2006 in Österreich und 2008 in Portugal heraus. Keine Frage, dass ich mich jetzt schon auf die WMOC diese Jahr im Jura freue.

Mit deinem seit Jahren andauernden Engagement Chef ‚Ziel-Mannschaftsteam (Ruth Wolf und Urs Sutter)’ kennt man/frau dich ja bestens. Als Verantwortlicher im OLG-Vorstand für Presse, Chalchofa und Homepage hast du aber auch noch ein weiteres Tätigkeitsfeld innerhalb der OLG. Hast du da noch interessante Projekte in der Pipeline? Wie sieht die Kommunikation in den nächsten Jahren aus? Kannst du uns dazu etwas verraten?

Wir werden vermehrt auf facebook, twitter, youtube, flickr und Co. setzen! Nein, das ist nur laut gedacht. Verraten kann ich dazu noch nichts, es gibt – leider ? – auch noch nichts zu verraten. Dazu braucht’s zuerst ein paar grundlegende Gedanken. Ich finde es notwendig – und spannend zugleich - , die Trends in der modernen Kommunikation aktiv zu verfolgen. Als begeisterter iphone-Besitzer sehe ich beispielsweise bei mir selbst einen Wandel, z.B. bezüglich Zeitunglesen. Ich hole meine Informationen mehr und mehr online ab, nutze RSS und twitter dafür.

Sicher hast du auch noch andere Hobbys oder Leidenschaften; würdest du uns diese preisgeben?

Zuerst Leidenschaft: mein Familie – mit Barbara und Annina geniesse ich das Leben – auch gegentlich zusammen an einem OL oder auch OLG Anlass! Zu den Hobbys zählt sicher auch mein Beruf. Das auch Dank Internet, wo ich mich mit dem umfassenden Angebot an (professionellen) Wetterinformationen auch zuhause sehr viel beschäftige und die eine oder andere Wetterlage, bei der ich nicht gerade im Dienst bin, aktiv verfolge. Das gilt natürlich auch speziell für die OLs, die wir organisieren. Als Hobby bezeichnen kann man auch mein Interesse für die Raumfahrt – oft verbringe ich viel Zeit damit die Astronauten über NASA TV bei ihrer Arbeit auf der Internationalen Raumstation zu beobachten. Und weder Leidenschaft noch Hobby, aber mit Interesse: als Offizier der Schweizer Armee mache ich im fortgeschrittenen Alter noch jährlich einen WK – als Chef Einsatz für den Wetterdienst in der Luftwaffe.

Was ist Dein Lieblingsgericht?

Ich esse gerne mal ein gutes Stück Schweizerfleisch vom Grill mit Beilagen, dazu ein feines Glas Rotwein – wenn immer möglich alles aus biologischem Anbau und den Wein aus der Bündner Herrschaft. Zum Dessert darf’s dann was aus dem Ausland sein: Coupe Dänemark!

Was erwartest du von den OLG-Mitgliedern?
Dass sie primär den OL-Sport mit uns geniessen – darum sind sie unserem Club ja beigetreten! Und ich hoffe, dass wir vom Vorstand die Voraussetzungen dafür schaffen können.

Urs, wir danken dir für deine Arbeit im OLG-Vorstand und dein Engagement als Helfer. Wir wünschen dir weiterhin viel Freude und Spass bei der täglichen Arbeit!

Silvio Sauter

 

 

 

 

 

 

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