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ARGE ALP: Quo vadis?

Einmal mehr haben wir im Engadin ein schönes ARGE ALP- Wochenende erleben dürfen. Nachdem die ARGE ALP- Sportspiele vor drei Jahren kurz vor der Abschaffung standen, erlaube ich mir ungefragt eine kleine Zwischenbilanz mit kritischen Tönen zu schreiben.


Die jüngeren Teilnehmer unter uns, waren noch weit davon entfernt geboren zu werden, als 1972 die ARGE ALP -Arbeitsgemeinschaft Alpenländer- in Mösern im Tirol gegründet wurde, um gemeinsam interessierende Probleme in gutnachbarlicher Weise lösen zu können. Die Grundidee der Mitgliedsländer ist eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit, um gemeinsame Probleme und Anliegen insbesonders auf ökologischem, kulturellem, sozialem und wirtschaftlichem Gebiet behandeln zu können. Zudem soll das gegenseitige Verständnis der Völker im Alpenraum gefördert und das Bewusstsein der gemeinsamen Verantwortung für den alpinen Lebensraum gestärkt werden. Als Beispiele möchte ich hier nur der Brenner-Basistunnel, der Schutz von Minderheiten (Rätoromanen, Ladiner, Walser...) oder die Förderung von Unterricht in bilingualen Schulklassen nennen.

Die ARGE ALP- Sportspiele im Orientierungslauf sind also nur ein kleiner Teil dieser grossen politischen Organisation.

Ursprünglich gehörten der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer 11 Länder, Provinzen, Regionen und Kantone der Staaten Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz an. Nachdem Baden-Württemberg vor vier Jahren ihren schrittweisen Rückzug aus der ARGE gab, sind die Mitgliedsländer noch Bayern aus Deutschland; Salzburg, Tirol und Vorarlberg aus Österreich; Lombardei, Trentino und Südtirol aus Italien; St. Gallen, Tessin und Graubünden aus der Schweiz.
Seit der Gründung der EU und des Inkrafttreten des Schengenabkommens wurden die ARGE ALP und nicht zuletzt auch die Sportspiele in Frage gestellt. 
Massgeblich beteilt an der Rettung unseres tollen Weekends waren die Kantone Graubünden und St. Gallen. Seit die Organisation der Spiele beim Bündner Sportamt liegt, wurde endlich eine Konstanz in der Qualität (Internetauftritt, Ausschreibung, Fahnen, Zielband, Podest, Medallien,...) erreicht.

Trotzdem sehe ich Verbesserungspotential im Bereich der Kategorien. Die dem Jugendalter entwachsenen OL-Läuferinnnen und -läufer werden am ARGE ALP OL zuwenig gut bedient. Nicht jeder Läufer ist ein OL-Weltmeister und joggt eine Herren-Elite-Bahn locker in gut einer Stunde durch. Bei Laufzeiten über 90 Minuten fehlt dann irgendwann nicht nur der Trinkposten unterwegs. Dass sich ehemalige Nachwuchskaderläuferinnen in der Offenkategorie Kurz auf einer gefühlten D12-Bahn austoben und OL-Anfängern die Preise streitig machen, kann meiner Ansicht nach nicht die Alternative sein und bereitet ihnen sicher kaum Freude.
Warum kann für diese fünfzehn Jahrgänge umfassende Kategorie im Einzellauf nicht eine Wahlmöglichkeit mit einer mittellangen Bahn (Siegerzeit 40 Minuten) geschaffen werden? Dies würde der Wichtigkeit der Elitekategorie keinen Abbruch tun und die Läuferinnen und Läufer hoffentlich motivierter ins Seniorenalter bringen. Vergessen wir nicht, dass die 20- bis 35jährigen letztlich die Organisatoren von MORGEN sind. Im übrigen bleibt zu bedenken, dass diese Elitekategorienabstufung einer genaueren Betrachtung mit den übrigen Altersabstufungen nicht standhält. Es wäre sehr schade, wenn uns diese LäuferInnen verloren gingen.

Ausserdem begreife ich nicht, warum man sich nicht mit dem jetzigen Kräfteverhältnis der Region zufrieden geben kann? Es scheint in Mode gekommen zu sein Gastregionen einzuladen? 
Mit dem ehemaligen Mitglied Baden-Württemberg kann sich ja unsereins noch abfinden, aber was hat der Kanton Thurgau an den Sportspielen der Arbeitsgemeinschaft der ALPEN-Länder zu suchen?
Nicht dass ich ihnen grundsätzlich mangelndes Verständnis für die Belange und Sprachenvielfältigkeit der Alpenkantone vorwerfe, aber es reicht nicht mit einer Kantonsfahne am Weekend aufzutauchen. Mitglieder der ARGE-ALP verpflichten sich im Turnus die Spiele zu organisieren - nur teilnehmende Regionen bringen einen Mehraufwand, aber wohl kaum einen Mehrwert! 
Die peinlichen Situationen bei der Medallienvergabe für die nicht berechtigten Gastregionen möchte ich hier nicht weiter ausführen.
Zudem müssen meiner Ansicht nach die ARGE-ALP-Spiele auch nicht in einen weiteren Schweizer OL-Event ausarten... dann können wir ja gleich die Zürcher und die Berner dazueinladen, damit wir mit Sime noch ein ordentliches Aushängeschild haben und dies zu einem weiteren OL-Promotions-Anlass verkommt!
Ich für meinen Teil werde immer meine holprigen Gespräche in Italienisch mit den KollegInnen aus dem Tessin und dem Trentino dem modischen OL-Englisch (wir sind ja so was von Swiss-Orienteering) vorziehen.

Machen wir die ARGE-ALP- Sportspiele wieder zu dem, was sie einmal waren: Einer Versinnbildlichung der guten Zusammenarbeit kleiner Alpenregionen, einem Ort, um über die Sprachregionen hinaus Kontakte zu knüpfen und miteinander zwei tolle Tage zu verbringen. Halten wir uns an schlanke Strukturen und schaffen zufriedene Gesichter. Sozusagen einen Wettkampf von uns - für uns! Und wenn man dieses Ziel vor Augen hat, nimmt hoffentlich auch der "Einkauf" von punkteholenden LäuferInnen aus anderen Kantonen ein Ende. Es ist sicher auch peinlich, sich mit einem Ferienhaus im Tessin einen Startplatz am ARGE ALP zu ergattern?
Setzen wir uns zum Ziel unseres Bestes zu geben, aber geben wir Alles um Freundschaften zu erhalten.
Ein Sieg kann dir eine kurze Freude machen, Freundschaften können ein Leben lange halten.

Mehr Informationen zur ARGE ALP-Organisation

Mehr Informationen zu den ARGE ALP Sportspielen


Verantwortlich für das Obengeschriebene ist:
Gabriela Diethelm, Chur

 

 

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